Der Angriff auf Gottesdienstbesucher der evangelischen Martinskirche in Langenau am 6. Juli 2025 steht exemplarisch fรผr eine besorgniserregende Entwicklung: Christen geraten zunehmend ins Visier ideologisch radikalisierter Gruppen. Nach bisherigen Informationen wurde eine Gruppe pro-palรคstinensischer Demonstrierender gewalttรคtig, als Glรคubige am Sonntagmorgen den Gottesdienst besuchen wollten. Es kam zu Handgreiflichkeiten vor dem Eingang der Kirche โ einem Ort, der im demokratischen Gemeinwesen als geschรผtzter Raum gelten sollte.
Der Vorfall ist Teil einer lรคnger andauernden Auseinandersetzung. Seit Oktober 2023 wird die Kirchengemeinde durch regelmรครige Proteste bedrรคngt. Hintergrund ist eine Fรผrbitte des Gemeindepfarrers fรผr die Opfer des Hamas-Terrors vom 7. Oktober โ ein Akt seelsorgerlicher Anteilnahme, der von bestimmten Aktivisten offenbar als Provokation gewertet wird. Die Situation eskalierte bereits im Dezember 2024, als antisemitische Parolen wie โJuden vergasenโ an kirchlichen und รถffentlichen Gebรคuden auftauchten.
Die Ermittlungen deuten nun auf eine mรถgliche Verbindung zu der Gruppierung โUlm fรผr Palรคstinaโ hin, die in der Vergangenheit wiederholt durch radikale Rhetorik und Aktionen aufgefallen war. Zwar distanzierte sich die Gruppe nach auรen hin von extremistischen รuรerungen โ dennoch prรผfen Polizei und Staatsschutz, ob von dort aus Aufrufe oder organisatorische Strukturen hinter den wiederholten Aktionen in Langenau stehen. Eine offizielle Einordnung als extremistische Vereinigung steht bislang aus, ist jedoch nicht ausgeschlossen.
Landesbischof Ernst-Wilhelm Gohl kritisierte in einer รถffentlichen Stellungnahme das bisherige Zรถgern von Kommune und Landkreis scharf. Die Kirchenleitung fordert konsequentes Handeln โ nicht nur aus Grรผnden des Schutzes der Glรคubigen, sondern auch im Sinne der wehrhaften Demokratie. โDas ist kein lokales Problem โ es betrifft Grundprinzipien unserer Gesellschaftโ, so Gohl.
Tatsรคchlich stellt sich die Frage, ob es sich hierbei lediglich um ein ordnungspolitisches Versagen handelt โ oder ob in Deutschland lรคngst ein unterschwelliger Kulturkampf begonnen hat. Wenn kirchliche Veranstaltungen zum Ziel politischer Einschรผchterung werden, wenn Solidaritรคt mit Israel zu Protesten mit antisemitischem Subtext fรผhrt, wenn antireligiรถse Feindseligkeit aus dem Schatten tritt โ dann darf das nicht als isolierter Vorfall behandelt werden.
Die Schwelle, bei der legitime Kritik in fanatische Agitation kippt, ist lรคngst รผberschritten. Dass ausgerechnet eine Kirchengemeinde zum Ziel solcher Aggression wird, verweist auf ein grรถรeres Problem: eine wachsende ideologische Radikalisierung, die sich zunehmend gegen die tragenden Sรคulen des gesellschaftlichen Zusammenhalts richtet โ gegen jรผdisches Leben, christliche Werte, demokratische Institutionen.
Langenau ist ein Weckruf. Ob Politik, Justiz oder Zivilgesellschaft darauf reagieren โ oder weiter abwarten โ, wird zeigen, ob der Rechtsstaat gewillt ist, seine freiheitliche Ordnung zu verteidigen.