Brandenburg im Verwaltungsdickicht: Fast 3.000 Stellen zu viel – und kein Geld für Zukunft

Brandenburg – viel Personal, wenig Effizienz
Die Verwaltung in Brandenburg wächst und wächst – doch das Land hinkt im Effizienzranking hinterher. Fast 3.000 Stellen könnten laut IW-Studie eingespart werden. Während Kommunen klagen, dass ihnen das Geld für Investitionen fehlt, bindet die Bürokratie Millionen.

Brandenburg – viel Personal, wenig Effizienz

Brandenburg steckt in einem Dilemma: Auf der einen Seite ächzen Land und Kommunen unter einer angespannten Haushaltslage. Auf der anderen Seite wächst der öffentliche Dienst ungebremst. Laut einer aktuellen Studie des Instituts der deutschen Wirtschaft (IW) belegt Brandenburg im Effizienzvergleich der Bundesländer nur Platz 11 von 13 Flächenstaaten – ein Ergebnis, das alles andere als Ruhm verheißt.

Die Forscher haben untersucht, wie viele Stellen im öffentlichen Dienst zwischen 2015 und 2022 tatsächlich geschaffen wurden – und wie viele es eigentlich hätten sein dürfen, wenn man Struktur, Bevölkerungsentwicklung und regionale Besonderheiten berücksichtigt. Das Resultat ist eindeutig: Brandenburg liegt 1,1 Prozent über dem Soll. Das entspricht 2.877 Vollzeitstellen, die das Land rechnerisch zu viel beschäftigt.

Hochgerechnet bedeutet das: Millionenbeträge fließen Jahr für Jahr in zusätzliche Personalkosten, die bei effizienteren Abläufen gar nicht anfallen würden. Gelder, die Brandenburg dringend für Investitionen in die Wirtschaft, Infrastruktur und den sozialen Bereich gebrauchen könnte.

Der Vergleich: Sachsen-Anhalt effizient, Brandenburg unteres Mittelmaß

Besonders bitter wird der Blick auf die Nachbarn. Sachsen-Anhalt gelingt es, die Personalzahlen effizient zu steuern. Dort liegt der Zuwachs sogar zwei Prozent unter den prognostizierten Werten. Schleswig-Holstein dagegen fällt durch besonders starke Ineffizienz auf: Der Stellenaufbau liegt 2,1 Prozent über dem Erwartungswert – das sind rund 3.600 rechnerisch überzählige Vollzeitstellen.

Brandenburg sortiert sich dazwischen ein – aber näher am Schlusslicht als an der Spitze. Das zeigt: Andere Länder beweisen, dass Effizienz im öffentlichen Dienst möglich ist. Brandenburg bleibt hingegen im Verwaltungsdickicht stecken.

Prozessoptimierung: In der Wirtschaft Alltag, in der Verwaltung ein Fremdwort

In der Wirtschaft ist es selbstverständlich, Abläufe regelmäßig zu hinterfragen, Doppelstrukturen zu vermeiden und Prozesse zu verschlanken. Lean Management, Digitalisierung, Automatisierung – all das sind Werkzeuge, die Unternehmen seit Jahren einsetzen, um wettbewerbsfähig zu bleiben.

In der öffentlichen Verwaltung sieht die Realität anders aus. Neue Aufgaben führen fast automatisch zu mehr Personal. Anstatt zu prüfen, ob Digitalisierung oder eine interne Umstrukturierung denselben Zweck erfüllen könnten, wächst die Behörde schlicht um weitere Köpfe. Brandenburg ist hier keine Ausnahme.

Das Ergebnis: immer mehr Verwaltungsangestellte, aber nicht automatisch bessere Leistungen für die Bürger. Im Gegenteil: Prozesse bleiben zäh, Genehmigungen dauern Monate, und Unternehmen klagen über lähmende Bürokratie.

3,4 Milliarden Euro – das ungenutzte Bundespotenzial

Die IW-Studie zeigt nicht nur Brandenburgs Defizite, sondern beziffert auch das bundesweite Einsparpotenzial. Rund 60.000 Stellen könnten Länder und Kommunen einsparen, ohne dass die Bürger weniger Leistungen erhalten. Das entspricht etwa 3,4 Milliarden Euro an Personalausgaben – jedes Jahr.

Für Brandenburg allein bedeutet das ein Einsparpotenzial von fast 2.900 Stellen. Rechnet man die Personalkosten hoch, kommen schnell dreistellige Millionenbeträge zusammen. Beträge, die derzeit in Verwaltungsapparate fließen, anstatt in Zukunftsinvestitionen.

Dringend benötigte Mittel für die Zukunft

Dabei ist der Bedarf unübersehbar: Brandenburg steht vor massiven Herausforderungen. Die Infrastruktur ist vielerorts marode, die Digitalisierung hinkt hinterher, und die Wirtschaft benötigt dringend Impulse, um den Strukturwandel zu bewältigen.

Gerade in finanziell schwachen Kommunen sind die Spielräume für Investitionen minimal. Schulen warten auf Sanierungen, Straßen auf Ausbesserung, Unternehmen auf schnelle Genehmigungen und bessere Rahmenbedingungen. All das kostet Geld – Geld, das zwar vorhanden wäre, wenn die Verwaltung effizienter arbeiten würde.

Die bittere Realität: Während Bürger und Unternehmer seit Jahren Sparmaßnahmen spüren, bleibt die Verwaltung selbst weitgehend verschont. Die Studie zeigt: Es gäbe Luft nach oben – und zwar reichlich.

Kritische Fragen an die Politik

Die Ergebnisse der Studie werfen unbequeme Fragen auf:

  • Warum gelingt es Ländern wie Sachsen-Anhalt, den öffentlichen Dienst effizient zu steuern, während Brandenburg hinterherhinkt?
  • Weshalb werden Prozesse nicht konsequent auf Effizienz geprüft, bevor neue Stellen geschaffen werden?
  • Und wieso bindet das Land Millionen in überdimensionierten Strukturen, anstatt diese Mittel in dringend nötige Investitionen zu lenken?

Vor allem aber drängt sich die Frage auf: Wäre konsequente Prozessoptimierung nicht der erste Schritt zu einer echten Transformation? Könnte Brandenburg damit nicht auch der Industrie zeigen, dass das Land selbst effizient die Rahmenbedingungen für eine erfolgreiche Zukunft schaffen kann?

Viel Luft nach oben

Die IW-Studie ist ein Weckruf: Brandenburg kann es sich nicht länger leisten, ineffiziente Strukturen durchzufüttern. Fast 3.000 rechnerisch überflüssige Stellen sind kein Kavaliersdelikt, sondern Ausdruck eines Systems, das sich Reformen verweigert.

Die Landesregierung steht vor einer klaren Entscheidung: Entweder weiter im Verwaltungsdickicht versinken – oder endlich den Schritt gehen, den die Wirtschaft längst vorgemacht hat. Mehr Effizienz, weniger Ballast, mehr Zukunft.

Für Brandenburg heißt das: Mut zur Veränderung, Mut zur Prozessoptimierung und Mut, Strukturen radikal zu hinterfragen. Denn Platz 11 im Effizienzranking ist mehr als eine Zahl – es ist ein Warnsignal. Wer jetzt nicht handelt, verspielt die Chance, dringend benötigte Mittel freizumachen und das Land fit für die Zukunft zu machen.