Gesundheit auf dem Land – Klinikwegefall als Armutszeugnis für Brandenburg

Kliniksterben auf dem Land
Fehlende Kliniken, weite Wege und zu wenig Ärzte: Der Klinikwegefall ist für viele Brandenburger Alltag – und ein echtes Armutszeugnis für ein Bundesland, das gegen Landflucht kämpfen will. Telemedizin soll helfen, doch nicht jeder kommt damit klar. Ein Kommentar

Klinikwegefall – ein Armutszeugnis

In vielen Dörfern Brandenburgs schließen Kliniken oder werden zu reinen Tageskliniken umgebaut. Für die Menschen bedeutet das: stundenlange Wege, unzuverlässige Busverbindungen und oft ein Leben in Unsicherheit. Wer im Notfall erst 40 Kilometer fahren muss, fühlt sich im Stich gelassen.

Dass ein so grundlegender Service wie medizinische Versorgung in weiten Teilen des Landes nicht gewährleistet ist, ist mehr als nur ein organisatorisches Problem – es ist ein Armutszeugnis für ein Flächenland, das attraktiv sein will.

Hemmschuh für Zuzug und Tourismus

Politik und Wirtschaft werben um Fachkräfte, junge Familien und Touristen. Doch wer zieht schon aufs Land oder verbringt seinen Urlaub dort, wenn nicht einmal die medizinische Grundversorgung gesichert ist?

Gerade ältere Zuzügler, die Ruhe und Natur suchen, brauchen ein Gefühl von Sicherheit. Und auch Tourismusregionen wie Spreewald oder Uckermark leben von Gästen, die bei einem Notfall nicht erst über Klinikschließungen diskutieren wollen.

Ohne verlässliche Gesundheitsinfrastruktur bleibt jeder Werbeslogan für den ländlichen Raum eine hohle Phrase.

Telemedizin als Rettungsanker – mit Grenzen

Brandenburg setzt stark auf Telemedizin. Videosprechstunden, digitale Konsile und Telemonitoring sparen Wege und bringen Fachärzte zumindest virtuell aufs Land. Mobile Arztpraxen und Gemeindeschwestern ergänzen diese Lösungen und fahren regelmäßig in entlegene Orte.

Doch gerade ältere Menschen sind mit digitalen Lösungen häufig überfordert. Wer kein Smartphone besitzt oder keine stabile Internetverbindung hat, bleibt außen vor – und das in einer Bevölkerungsgruppe, die medizinische Betreuung am dringendsten braucht.

Neue Modelle – aber zu langsam

Regionale Versorgungszentren, mobile Praxen und Telenetzwerke sind gute Ansätze. Aber sie reichen nicht, um das grundsätzliche Problem zu lösen: Ohne echte Präsenz von Ärzten und Kliniken werden weder Landflucht noch Zuzug wirksam beeinflusst.