Karl Lagerfeld hatte Recht: Die Jogginghose ist kein Kleidungsstück, sie ist eine Haltung. Und diese Haltung signalisiert: „Mir egal, was du denkst.“ Doch in Wirklichkeit ist es nicht nur Gleichgültigkeit – es ist Selbstverrat. Wer im Schlabberlook durch die Welt schlurft, gibt etwas auf. Und zwar sich selbst: stilistisch, sozial, kulturell.
Der gesellschaftliche Preis der Selbstaufgabe
Wer sich freiwillig in den Gummizug wirft, entledigt sich jeglicher Ansprüche – an sich und andere. Dieses textile Abdämpfen reduziert Vielfalt auf Bequemlichkeit, Individualität auf Gleichmacherei. Wer „mir egal“ sagt durch die Hose, bekommt es zurück: ein öffentliches Schulterzucken, unaufmerksame Blicke, Türen, die nicht aufgehalten werden.
Warum Schulen den Schlufflook verbieten
Schulen haben verstanden, was viele nicht wollen: Kleiderordnung ist nicht Stoffkontrolle, sondern kulturelles Signal.
– „Schulzeit ist Arbeitszeit, daher hat die Jogginghose dort keinen Platz“, so die Deutsche Knigge-Gesellschaft DIE WELTSüddeutsche.de+3News4teachers+3BuzzFeed+3verwaltungslehre.uni-koeln.de+3stern.de+3News4teachers+3.
– Die Schule in Wermelskirchen verbietet sie, weil „In Jogginghosen kann man an bestimmten Teilen des gesellschaftlichen Lebens nicht ohne Weiteres teilhaben“ Focus+8verwaltungslehre.uni-koeln.de+8LTO+8.
Statt zu chillen, sollten Schüler Kleidung wählen, die Teilhabe ermöglicht – nicht abmeldet YouTube+14verwaltungslehre.uni-koeln.de+14LTO+14.
Die stilistische Kalaschnikow
Bequem sein heißt nicht gleichberechtigt sein. Wer jeden Tag den Jogginghosen-Pullover-Modus fährt, mindert seine eigene Wahrnehmung. Das ästhetische Schlachtfeld wird aufgegeben, bevor der erste Gedanke gefallen ist. Ein Kleidungsstück birgt kulturelle Codes – und hier wird der Code „mundan“ gewählt, bewusst und kollektiv.
Der soziale Eindruck wirkt zurück
„Wie du kommst gegangen, so wirst du auch empfangen“ – eine unbarmherzige Faustregel. Trägst du Schluff, bekommst du Schluff. Kein Blick, kein Sitzplatz im Café, keine partizipativen Chancen im Meeting. Auch Hilfsbereitschaft wird verweigert – weil du selbst zuvor aufgegeben hast.
Die Kulturfrage: Gleichgültigkeit als Lifestyle
Die Jogginghose ist heute Streetwear‑Kultur? Mag sein. Aber sie ist auch Wegwerf‑Statement. In der Schule, beim Einkaufen, beim Essen: Trägst du sie überall, sagst du: Ich bin keine Leistung, ich bin kein Anspruch, ich bin mir egal. Und eine Gesellschaft, die auf Teilhabe baut, sieht so etwas und sagt: Okay, dann bleib draußen.
Fazit:
Bequemlichkeit ist kein Verbrechen.
But: Wer Komfort zur Uniform erhebt, verkauft seine Haltung billig. Die Jogginghose ist das sichtbare Manifest dieser Selbstaufgabe – und die Antwort dieser Gesellschaft lautet exakt in diesem gleichen Ton: kalt, kraftlos, teilnahmslos. Und das ist wohl das deutlichste Argument, warum sich niemand wundern sollte, wenn ihm genau so begegnet wird.
Offizielle Gründe aus Schulen im Wortlaut:
• Deutsche Knigge-Gesellschaft:
„Schulzeit ist Arbeitszeit, daher hat die Jogginghose dort keinen Platz.“ Focus+2stern.de+2News4teachers+2
• Wermelskirchen (NRW):
– Kleidung, die nicht zum „Chillen“ verleitet
– bereitet auf Berufsleben vor
– fördert gesellschaftliche Teilhabe Deutsche Welle+13stern.de+13BuzzFeed+13verwaltungslehre.uni-koeln.de+1BuzzFeed+1
Mit dieser Argumentation – spitz, ironisch, aber nah an der Wirklichkeit – wird klar: Die Jogginghose ist kein harmloses Bequemheitssymbol, sondern das Tuch, mit dem manche sich von Gesellschaft, Kultur, Haltung und – ja – von sich selbst abmelden. Und darauf antwortet die Welt ganz einfach: Du bist nicht abgemeldet – wir sehen dich auch nicht.