Der Funke wird zur Flamme – Protest in Schwedts Feuerwehr
Was derzeit bei der Feuerwehr Schwedt geschieht, bringt viele Ehrenamtliche an ihre Belastungsgrenze – und darüber hinaus. Eine anonyme E-Mail, die dem Freigeist Journal vorliegt, und ein offener Brief mehrerer Ortswehren offenbaren tiefe Risse zwischen Stadtverwaltung und Feuerwehrbasis. Der Vorwurf: Die Ernennung eines unerfahrenen 23-jährigen zum neuen hauptamtlichen Stadtwehrführer sei weder fachlich nachvollziehbar noch demokratisch legitimiert. Hinter den Kulissen, so der Tenor, wird manipuliert, verschwiegen und politisch gesteuert.
Ein junger Mann, viel Widerstand
Luis Bormann heißt der Mann, der nach dem Willen der Stadtverwaltung neuer Chef der Freiwilligen Feuerwehr Schwedt werden soll. Er ist 23 Jahre alt, noch in Ausbildung, bislang ohne abgeschlossene Führungslaufbahn. Sein Berufseinstieg: für viele Feuerwehrkameraden ein Experiment mit fatalem Risiko.
„Keine Erfahrung, keine Führungskompetenz – aber willens, sich der Verwaltung zu beugen“, heißt es sinngemäß in der anonymen E-Mail eines langjährigen Feuerwehrmitglieds. Der Vorwurf wiegt schwer: Die Stadt wolle einen lenkbaren Kandidaten installieren – koste es die Feuerwehr, was es wolle. Unterstützt wird dieser Eindruck durch ein Zitat des zuständigen Beigeordneten: „Er hat genau verstanden, was wir von ihm erwarten.“ Für viele eine entlarvende Aussage.
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Offener Brief: Mehrheit der Ortswehren sagt Nein
Am 6. August 2025 veröffentlichen elf Ortsfeuerwehren der Stadt einen offenen Brief an die Stadtverordnetenversammlung. Ihr Vorwurf: Das Besetzungsverfahren sei intransparent, fachlich fragwürdig und missachte die Bedürfnisse und Stimmen der ehrenamtlichen Feuerwehrleute.
„Die Mehrheit der Ortswehrführer hat der vorgeschlagenen Personalentscheidung nicht zugestimmt“, heißt es in dem Schreiben. Zudem seien besser qualifizierte Bewerber übergangen worden, ohne dass es nachvollziehbare Gründe dafür gegeben habe. Eine Stellungnahme der Stadtverwaltung während der Anhörung am 4. August sei aus Sicht vieler Beteiligter ausweichend und unstrukturiert gewesen.
Anhörung in den Ferien – Proteste ohne Wirkung?
Dass die entscheidende Anhörung mitten in der Ferienzeit angesetzt wurde, sorgte zusätzlich für Unmut. Die Feuerwehrführung wurde laut Brief weder eingebunden noch ernsthaft gehört. Drei Wehren mussten ihre Zustimmung sogar nachträglich richtigstellen – die Stadt hatte offenbar falsche Protokolle veröffentlicht.
In der Folge ziehen sich zwei stellvertretende Stadtwehrführer zurück – ein weiteres Zeichen für eine Führungskrise, die aus Sicht vieler Ehrenamtlicher von der Verwaltung selbst herbeigeführt wurde.
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Droht eine Aushöhlung des Ehrenamts?
Die Wut sitzt tief. Viele Feuerwehrleute fühlen sich nicht nur übergangen, sondern auch systematisch entmachtet. Der Vorwurf: Das Ehrenamt soll durch Hauptamtliche ersetzt oder kontrolliert werden. Wer nicht mitzieht, wird durch selektive Informationspolitik, politische Einflussnahme und fragwürdige Versprechungen (neue Fahrzeuge, Gerätehäuser – aber nur für politisch genehme Standorte) unter Druck gesetzt.
Die anonyme Quelle formuliert es drastisch: „Die Feuerwehr ist doch kein Spielplatz für Berufsanfänger. Wir brauchen Leute mit Rückgrat.“
Vergangenheit wiederholt sich
Bereits 2017 und 2018 hatte sich die Feuerwehr öffentlich gegen Entscheidungen der Verwaltung gewehrt. Damals stoppte die Stadtverordnetenversammlung den Kurs der Verwaltung. Viele hoffen, dass es diesmal wieder dazu kommt. Auch damals war es eine drohende Zentralisierung, die die dezentral aufgestellten Ortswehren in ihrer Existenz gefährdete.
Kritische Stimmen aus anderen Organisationen
Auch aus der Umgebung mehren sich kritische Stimmen über den designierten neuen Wehrführer. Aus der Feuerwehr Angermünde und vom DRK Schwedt heißt es, Herr Bormann sei nicht als Führungskraft aufgefallen, habe sich kaum engagiert und sei maßgeblich an der Auflösung der DRK-Bereitschaft beteiligt gewesen. In der FF Angermünde soll er lediglich Truppführer gewesen sein – ohne regelmäßige Einsätze. Sollte sich das bestätigen, wäre seine Berufung kaum haltbar.
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Ein Ruf nach Transparenz, Kompetenz – und Respekt
Die Feuerwehrleute fordern, dass die Entscheidung transparent und qualifikationsbasiert fällt – nicht nach politischer Opportunität. Die Stadtverordneten sind am Zug: Sie haben das letzte Wort über die Personalie. Die Feuerwehrleute appellieren eindringlich: „Die Freiwillige Feuerwehr Schwedt benötigt eine Persönlichkeit mit integrativer Kraft, fachlicher Kompetenz und Führungsstärke.“
Was jetzt auf dem Spiel steht
Schwedt steht am Scheideweg: Wird die Kritik ernst genommen oder ignoriert? Wird das Ehrenamt gestärkt – oder weiter geschwächt? Die kommenden Wochen werden zeigen, ob Politik und Verwaltung den offenen Protest als Chance für Neuanfang begreifen oder als bloßes Störfeuer abtun.
Die Feuerwehr ist kein politisches Spielfeld – sondern Rückgrat der öffentlichen Sicherheit. Wer das ignoriert, riskiert mehr als nur ein schlechtes Bild. Er gefährdet Vertrauen, Motivation – und im Ernstfall Leben.