Schwedt im Strudel des Dreißigjährigen Krieges
Der Dreißigjährige Krieg (1618–1648) war ein europäischer Großkonflikt, der sich in vier Abschnitte gliederte: den Böhmisch-Pfälzischen, den Niedersächsisch-Dänischen, den Schwedischen und den Schwedisch-Französischen Krieg. Während die erste Phase Brandenburg unberührt ließ, wurde die Neumark mit dem Niedersächsisch-Dänischen Krieg in die Auseinandersetzungen hineingezogen. Bereits ab 1620 begannen Musterungen der Landwehr, doch die geforderten Kontingente waren kaum zu erfüllen. Gleichzeitig brach 1625 die Pest in Schwedt und Königsberg aus, was die Region zusätzlich schwächte. Immer wieder kam es zu kleineren Überfällen polnischer Kosaken, und ab 1626 traten erste Durchzüge und Einquartierungen auf, die Schwedt nachhaltig prägten.
Der Durchzug der Schweden über die Oder
Im Spätsommer 1626 warb der Schwedenkönig Gustav Adolph in Mecklenburg Truppen an, um sie in seinem Krieg gegen Polen einzusetzen. Nachdem Pommern einen Durchzug verweigert hatte, rückte der Oderübergang bei Schwedt in den Mittelpunkt. Trotz Warnungen blieb Brandenburgs Kurfürst Georg Wilhelm untätig, und die Sicherung der Stadt war minimal: Schlosshauptmann Hücking verfügte lediglich über vier Mann, schlecht gerüstet und ohne ausreichende Vorräte. Am 25. Februar 1627 traf schließlich eine 600 Mann starke schwedische Vorhut in Schwedt ein, zerstörte die Stadttore und besetzte den Ort. Hücking verschanzte sich mit seiner kleinen Besatzung im Schloss und konnte die Angriffe zwar abwehren, doch im Laufe des Tages rückten rund 5.000 weitere schwedische Soldaten nach.
Bauernaufstand und Nachwirkungen in Schwedt
Zeitgleich errichteten die Schweden bei Niederkränig eine Schanze mit Kanonen, was Bauern aus der Umgebung zum Widerstand rief. Rund 200 Männer stellten sich mit Sensen und Spießen gegen die Besatzung, doch die Schweden erklärten, nicht als Feinde gekommen zu sein. Tatsächlich zogen die Truppen nach dem vollständigen Übergang über die Oder am 28. Februar weiter in Richtung Preußen, ohne in Schwedt Verwüstungen anzurichten. Dennoch zeigt dieses Ereignis, wie nah die Schrecken des Dreißigjährigen Krieges an die Oderstadt heranrückten. Obwohl die Episode nicht zu den eigentlichen Kriegsschauplätzen zählt, macht sie deutlich, wie verwundbar die Region war und welchen Bedrohungen die Menschen damals ausgeliefert waren.